Fünf Runden sind in der Spielzeit 22/23 absolviert, und dem FC St.Gallen ist der Auftakt geglückt. Jetzt ruht die Meisterschaft für zwei Wochen. Zeit für ein erstes Kurzfazit.
Nach dem begeisternden Heimsieg gegen Luzern waren die Espen verdientermassen für einige Stunden Leader. Nun grüssen sie mindestens für die kommenden zwei Wochen von Platz zwei in der Tabelle – hinter den wieder erstarkten Young Boys. Drei Siege, zwei Niederlagen; zehn Tore erzielt, fünf erhalten: Das sind die nackten Zahlen zum St.Galler Start in die Meisterschaft. Liest sich gut! Analysiert man die einzelnen Spiele, kann man zum Schluss kommen, dass da wieder etwas Starkes heranwächst: Eine spezielle Mannschaft, die womöglich auch wieder um einen Titel mitspielen kann.
Im Auftaktspiel, das mit 0:1 verloren ging, lief wenig für die St.Galler. Servettes Rodelin brachte sie mit seinem Tor des Jahres bereits nach fünf Minuten ins Hintertreffen. Das anschliessende Anrennen blieb zwar erfolglos, aber auch in Genf erspielte sich Peter Zeidlers Team zahlreiche Chancen. Die beste vergab Emanuel Latte Lath kurz vor Schluss, als er den Ball aus kurzer Distanz übers Tor hob. Danach folgten zwei diskussionslose 2:0 Heimsiege gegen Winterthur und den Meister FCZ. Vor Wochenfrist dann dieser frustrierende Abend im Letzigrund. St.Gallen spielte GC während einer grandiosen halben Stunde an die Wand und liess die Hoppers Mal für Mal völlig überfordert aussehen, führte bald einmal 2:0, bevor das Spiel schliesslich mit 2:3 verloren ging. In der «dritten Halbzeit», dem Podcast von TA-Media, erklärte Florian Ratz sinngemäss: Wo St.Gallen antrete, herrsche Chaos – nur wisse man nie genau, auf welcher Seite. Zum Abschluss dieser ersten Super League Tranche waren gestern Abend knapp 17'000 Zuschauer:innen im Kybunpark mit dabei. Sie erlebten eine erste Halbzeit wie aus einem Guss und eine zweite mit einer Mannschaft im Flow, wie sich Cheftrainer Zeidler im Tagblatt zitieren lässt. Sie dominierte den FC Luzern, liess ihn kaum atmen und siegte mit 4:1 eher zu knapp als zu hoch. Zuversichtlich stimmt die Reaktion des gesamten Teams auf den Dämpfer gegen GC. Sinnbildlich dafür ist die Leistung des Captains: Lukas Görtler tat sich im Letzigrund schwer, konnte nur wenig Einfluss aufs Spiel nehmen und zog eines seiner schlechten Spiele ein, was äusserst selten vorkommt. Gegen Luzern wirkte er wie verwandelt. Er erzielte ein Tor, traf die Latte und zeigte sich von seiner besten Seite. Das war richtig stark.
Freude machen aber auch die Entwicklungen der anderen Spieler. Natürlich jene von Emanuel Latte Lath, der von Spiel zu Spiel besser wird. Schon jetzt ist nachvollziehbar, weshalb Atalanta Bergamo ihn in diesem Sommer nicht definitiv ziehen lassen wollte. Ebenso beeindruckend sind die Leistungen des Julian von Moos, der jedes Mal in der Startelf stand, zwei Tore erzielte, einen Assist gab und unterdessen zu einer fixen Grösse im Sturm geworden ist. Für Fabian Schubert scheint Peter Zeidler mit der «Zehn» die perfekte Position gefunden zu haben. Vier Einsätze von Beginn an und drei Tore unterstreichen diese These. Mit Patrick Sutter und dem von Salzburg ausgeliehenen Guindo sind die Seiten des St.Galler Spiels bestens abgedeckt – vor allem offensiv. Regisseur ist nach wie vor Jordi Quintillà, der selbst dann, wenn er nicht sein volles Potenzial abruft, unglaublich wichtig für das Team ist. Dass mit Christian Witzig, ein «Eigener», den Sprung in die Mannschaft geschafft hat, ist ein nächster Beweis für die hervorragende Arbeit im Nachwuchs. In der Innenverteidigung hat der Trainer die Qual der Wahl. Stergiou, Maglica, Stillhart oder Vallci? Ein Luxusproblem. Im Tor agieren Zigi und falls nötig auch Lukas Watkowiak so, dass man sich keine Sorgen machen muss. Hinter den genannten Stammspielern warten mit Guillemenot, Akolo, Schneider, Karlen und anderen noch weitere Akteure auf ihre Chance.
Der Anfang für eine nächste begeisternde Spielzeit scheint also gemacht. Chapeau FCSG 1879. Weiter gehts am Dienstag mit dem Testspiel gegen den SC Brühl und am nächsten Sonntag mit der ersten Cup Runde gegen Rorschach-Goldach im Espenmoos. Via fcsg.fm gibts beide Partien auch live bei uns zu hören.
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