Der FC St.Gallen verliert zuhause gegen Lugano mit 2:3 trotz zweimaliger Führung. Der Auftritt der Espen hinterlässt einige Fragezeichen.

Aufreger: Das Spiel beginnt grandios. Bereits in der dritten Minute nutzen die St.Galler einen Fehler in Luganos Hintermannschaft. Akolo schiesst das 1:0 und bringt die Espen in Front. Kurz darauf gleicht Lugano durch Celar aus. Auch in dieser Szene sieht die Hintermannschaft schlecht aus. Genauso wie in Minute 13 als Geubbels zum 2:1 trifft. Der Plan von hohen Balleroberungen und schnellem Umschaltspiel geht bis dahin richtig gut auf. Nach der Pause erarbeitet sich der FCSG allerdings keine nennenswerte Aktion mehr. Dafür drehen die Tessiner durch Mahmoud und Bislimi das Spiel. Lugano geht als verdienter Sieger vom Platz.
Makel: Die Espen sind vor allem in der zweiten Halbzeit zu fehlerhaft und machen einen verunsicherten Eindruck, den sie trotz der zweimaligen Führung nie korrigieren können. Sie kommen nicht in die Zweikämpfe, laufen Gegner und Ball hinterher, antizipieren zu viele Spielszenen schlecht und sind den Tessinern unterlegen. Lugano hat 69 Prozent Ballbesitz im noch vor wenigen Monaten als uneinnehmbare Festung geltenden kybunpark. Die Körpersprache vieler St.Galler wirft Fragen auf: Kopf schütteln, Hände verwerfen und resigniertes Schultern hängen lassen. Sinnbildlich dafür steht die Szene nach dem Pausenpfiff. Peter Zeidler spricht eindringlich mit einem niedergeschlagen wirkenden Willem Geubbels. Trotz Tor und Assist scheint der Franzose mit sich, den Kollegen und dem Spiel zu hadern. Es wartet Arbeit auf die Truppe. Nächste Woche gehts in den Letzigrund zum Auswärtsspiel gegen die Grasshoppers. Im Kampf um einen Platz unter den ersten sechs, braucht es Punkte. Heute macht die Mannschaft wenig Hoffnung, diesem Druck gewachsen zu sein.
Schiedsrichter: Feday San hat die Partie jederzeit im Griff und zeigt eine souveräne Leistung.

skurril: Die Stimmung im Stadion macht den Abend zusätzlich seltsam. Ausser im Espenblock ist es ungewohnt ruhig trotz dreier Tore in der Startviertelstunde. So als ob der Grossteil des Publikums den beiden Führungen nicht trauen und den Spielverlauf erahnen würde. Damit ist dem Team natürlich nicht geholfen. Im Gegenteil.
Trainer: An der Medienkonferenz nach dem Spiel bewerten die beiden Trainer das Spiel ziemlich deckungsgleich. Mattia Croci Torti gerät ob der Energie im kybunpark ins Schwärmen und Peter Zeidler erklärt, dass unterschiedliche Gründe zu den drei Heimniederlagen in diesem Jahr geführt haben. Unter anderem aber vor allem die Stärke der Gegner. Zweimal Lugano und einmal Servette. Das ist richtig und mit einem Sieg gegen GC nächsten Samstag sähe die Welt wieder ein wenig besser aus. Für heute bleibt der Eindruck eines Teams mit wenig Selbstvertrauen und eines Abends mit wenig Energie und Überzeugung – trotz Croci Tortis Aussage.
FCSG 1879 – FC Lugano 2:3 (2:1)
kybunpark – 16'790 Zuschauer – SR Fedayi San (VAR Urs Schnyder).
Tore: 3. Akolo (Geubbels) 1:0, 11. Celar 1:1, 14. Geubbels 2:1, 47. Mahmoud (Bislimi) 2:2, 80. Bislimi (Mahou) 2:3.
St.Gallen: Zigi (Cap.); Zanotti, Vallci, Diaby, Okoroji (83. Schubert); Stevanovic; von Moos (65. Görtler), Witzig; Toma (83. Ruiz); Geubbels (65. Schmidt), Akolo (84. Duus Möller).
Lugano: Saipi; Mai (59. Sabbatini), Hajrizi, Hajdari; Mahmoud, Bislimi, Grgic, Bottani (Cap., 70. Steffen), Cimignani (70. Mahou); Macek (77. Espinoza); Celar (77. Vladi).
Verwarnungen: 23. Grgic (Foul), 45.+2 Saipi (Reklamieren), 90.+5 Witzig (Foul).
Bemerkungen: St.Gallen mit Watkowiak, Stanic, Sutter, Schubert, Karlen, Görtler, Duus Möller, Ruiz, Schmidt (Ersatzbank) und ohne Quintillà, Mambimbi, Fazliji, van der Venne, Milosevic (alle verletzt), Dumrath, Nuhu, Janitzek, Krasniqi, Konietzke (alle nicht im Aufgebot). Lugano ohne Valenzuela (gesperrt), Osigwe, Doumbia, Nkama, Aliseda, Mina (alle verletzt), Babic (nicht im Aufgebot). – 77. Tor von Celar wegen Abseits aberkannt.
Einzelkritik
Zigi: Bleibt als einziger fehlerfrei.
Zanotti: Gefällt mit starken Aktionen nach vorne. In der Defensive steht er aber mehr als einmal falsch. Auch er hat teils Mühe, in die Zweikämpfe zu kommen.
Vallci: Beim 1:1 müsste er Celar am Abschluss hindern. Ansonsten macht er ein ordentliches Spiel mit weniger Fehler als die meisten andern.

Diaby: Hat in der zweiten Hälfte zwei haarsträubende Aktionen, die beinahe zu einem Gegentor führen. Davor und danach wirkt er stabil und gewinnt die Mehrheit seiner Zweikämpfe.
Okoroji: Nach vorne kann er wenig bewegen. Defensiv ist er aber solid. Tritt in der ersten Halbzeit einen starken Freistoss von der Seite, der den Tessiner Torwart zu einer Glanzparade zwingt.
Stevanovic: Ihm gelingt eine gute Leistung. Er wird aber von seinen Kollegen im Mittelfeld besonders in der Arbeit gegen den Ball zu wenig effektiv unterstützt, was zu einem Übergewicht der Luganesi und zahlreichen Chancenauslösungen führt.
von Moos: Arbeitet gut gegen hinten und deutet einige Male sein Potential im Umschaltspiel an. Hängt auf der rechten Seite aber auch oft in der Luft.
Witzig: Kann wenig Einfluss aufs Spiel nehmen.
Toma: Findet gar nicht in die Partie und bleibt blass.

Geubbels: Zeigt eine hervorragende Startviertelstunde und ist an beiden Toren entscheidend beteiligt. Vor dem ersten erobert er den Ball und spielt den klugen Pass auf Akolo. Das zweite erzielt er selbst. Sein Spiel danach lässt einen verwundert zurück.
Akolo: Erzielt das 1:0, als er von Geubbels steil geschickt wird, den Torhüter umkurvt und den Ball mit viel Überzeugung in die Maschen drischt. Chapeau!
Görtler: Ersetzt ab der 65. Minute Julian von Moos und versucht sofort, Energie und Winnermentalität auf den Platz zu bringen. Gut, ist er zurück.
Schmidt: Kommt zur selben Zeit für Willem Geubbels auf den Platz. Entscheidendes gelingt ihm nicht.
Ruiz, Schubert, Möller: Sie werden in der Schlussphase und beim Stand von 2:3 von Peter Zeidler aufs Spielfeld geschickt, ohne dass der Ausgleich noch gelingt.
Stimmen zum Spiel



Bilder zum Spiel
Bild: Manuel Nagel
Ton: Ralph Weibel
Text: Marc Baumeler, James Wehrli
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