Der FC St.Gallen gewinnt auch 2023 kein Spiel im Wankdorf. Er bleibt gegen YB ohne Chance auf Punkte und verliert mit 0:3.
Aufreger: YB startet mit Überzeugung sowie enorm druckvollem Spiel. Die Berner lassen die Espen kaum atmen. Die erste grosse Möglichkeit hat erstaunlicherweise aber der FCSG. Ein Traumpass von Quintillà kommt bei Geubbels an, der sich hinter der YB-Verteidigung davonschleicht, seine Geschwindigkeit auspackt und in Richtung Berner Tor sprintet. In der Mitte steht Akolo frei, den Geubbels versucht anzuspielen. Benito grätscht in den Pass und fälscht ihn glücklich ab. Praktisch im Gegenzug fällt das 1:0 für YB. Stanic grätscht wie zuvor Benito in einen Querpass von Elia, weil Nsame am weiten Pfosten lauert. Stanic hat weniger Glück und bugsiert den Ball ins eigene Tor. Danach trifft Nsame vor und nach der Pause je einmal. Das Spiel ist nach 50 Minuten entschieden.
Makel: Vor allem in der ersten halben Stunde gelingt es dem FC St.Gallen kaum, dem Berner Druck etwas entgegenzusetzen. Physisch ist man unterlegen, unter Druck fehlt die Präzision im Passspiel, die Zweikämpfe gehen mehrheitlich verloren und die Chance zur Führung nutzt man nicht. Nach der Pause kassiert man gleich das dritte Gegentor, was jegliche Hoffnung auf einen Punktgewinn nimmt. Auch zum Ehrentreffer reicht die Leistung nicht, obwohl vor allem gegen Ende der Partie noch einige Möglichkeiten erarbeitet und erspielt werden. «So reicht es momentan noch nicht, um mit den ersten Drei der Super League mithalten zu können», erklärte Peter Zeidler.
Schiedsrichter: Urs Schnyder lässt sehr viel laufen, steht teilweise nicht optimal und übersieht dadurch beidseits einige Fouls. Sein Eigentor erzielt Stanic, als Nsame im Abseits steht. Der Treffer wird vom VAR gecheckt und als regelkonform taxiert. Könnte man auch anders sehen. An Schnyders Leistung liegt es nicht, dass St.Gallen als Verlierer vom Platz geht, eine Topnote verpasst der Ref. aber trotzdem.
Serie: 18 Jahre ohne Sieg in Bern. Die unfassbare Serie findet heute ihre Fortsetzung.
abseits: Der St.Galler Support im Wankdorf ist grossartig. Der Fansektor ist sowohl im Parkett als auch auf dem Balkon gut gefüllt. Das hat sich Peter Zeidlers Team mit einer richtig starken Vorrunde verdient.
BSC YB – FCSG 1879 3:0 (2:0)
Wankdorf – 28'886 Zuschauer – SR Urs Schnyder (VAR Nico Gianforte).
Tore: 21. Stanic (Eigentor) 1:0, 33. Nsame (Blum) 2:0, 49. Nsame (Blum) 3:0.
Young Boys: von Ballmoos (Cap.); Blum, Amenda, Benito, Garcia (80. Persson); Monteiro (62. Males), Niasse, Lauper (80. Lustenberger), Ugrinic (62. Lakomy); Elia, Nsame (73. Ganvoula).
St.Gallen: Zigi; Zanotti, Vallci, Stanic, Schmidt (67. Okoroji); Görtler (Cap., 77. Krasniqi), Quintillà, Karlen (46. Stevanovic), Witzig (46. Toma); Geubbels (46. Möller), Akolo.
Verwarnungen: keine.
Bemerkungen: Young Boys ohne Janko (gesperrt), Imeri, Itten, Deme (alle verletzt), Rrudhani, Marzino, Zbinden (alle nicht im Aufgebot). St.Gallen mit Watkowiak, Sutter, Schubert, Diaby, Möller, Toma, Okoroji, Krasniqi, Stevanovic (Ersatzbank) und ohne von Moos, Fazliji, Guidotti, van der Venne (alle verletzt), Dumrath, Nuhu, Mambimbi, Lüchinger (alle nicht im Aufgebot).
Einzelkritik:
Zigi: Wird beim zweiten Gegentor in seiner Ecke erwischt, wobei er nicht allzu glücklich ausschaut. Ansonsten hält er, was es zu halten gibt.
Zanotti: Kreiert nach vorne wenig und verliert defensiv das eine oder andere Duell zu viel.
Stanic: Tut sich in den Kopfballduellen gegen Nsame und in den Laufduellen gegen Elia schwer.
Vallci: Macht ein gutes Spiel. Kann YBs Stürmer oft stoppen oder zu Rückpässen zwingen. Zeigt sich zweikampfstark und fällt mit selbstbewusster Körpersprache auf.
Schmidt: Auch er wird von YB immer wieder vor grosse Aufgaben gestellt. Diese löst er meistens gut. Defensiv stabil, offensiv in der zweiten Halbzeit mit einzelnen Akzenten.
Quintillà: Spielt einen Traumpass, der die grosse Chance auf eine St.Galler Führung ermöglicht. Athletisch ist er seinen Gegenspielern unterlegen, was zu verlorenen Zweikämpfen, Ballverlusten und Fehlpässen führt.
Görtler: Wechselt nach rund 20 Minunten von der rechten auf die linke Seite, was zu einer Stabilisierung des St.Galler Spiels führt. Bei hundert Prozent seines Leistungsvermögens ist er nach der Verletzung aber noch nicht. Ein Kompliment erhält er dennoch. In Form von Pfiffen des Berner Anhangs bei seiner Auswechslung.
Witzig: Es ist nicht sein Spiel. Aber auch er ist nicht ganz fit und muss zur Pause angeschlagen vom Platz.
Karlen: Bleibt blass und verliert vor dem 1:0 den Ball an Ugrinic. Macht nach der ersten Halbzeit Platz für Stevanovic.
Geubbels: Hat die grosse Chance, das Führungstor für die Espen einzuleiten. Sein Querpass findet Akolo leider nicht. Auch er wird in der Pause ausgewechselt.
Akolo: Der Beste. Überzeugt mit seinen exzellenten koordinativen Fähigkeiten. Macht im Gegensatz zu vielen seiner Mitspielern kaum Fehler – auch nicht unter Druck, und hat bei beinahe jeder gefährlichen Aktion der Espen seine Füsse mit im Spiel.
Stevanovic: Ihm gelingt eine erfrischende, überzeugte und technisch versierte Leistung. Als Peter Zeidler an der Medienkonferenz auch von positiven Erkenntnissen spricht, dürfte er unter anderem den Auftritt des 21-jährigen Serben gemeint haben.
Möller: Kommt zur zweiten Halbzeit und deutet in einigen Aktionen sein Potential an. Auch sein Auftritt mach Lust auf mehr.
Toma: Nicht ganz so auffällig wie Stevanovic. Dass die Espen aber über weite Strecken der zweiten Halbzeit besser aussehen als in der ersten, liegt auch an ihm.
Okoroji: Ersetzt ab der 67. Minute Isaac Schmidt und macht dies sehr ordentlich. Ihm gelingen zwei, drei Vorstössen an die Grundlinie und einige kluge Pässe in den Strafraum.
Krasniqi: Hat den Ehrentreffer auf dem Fuss. Die Chance erarbeitet er sich gut, schliesst allerdings zu wenig präzise ab.
Stimmen zum Spiel
Bilder zum Spiel
Bilder: Franz Schefer, Manuel Nagel
Ton: James Wehrli
Text: Marc Baumeler
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