Görtler und Geubbels drehen die Partie
- gruenweiss.sg
- 26. Juli
- 4 Min. Lesezeit
Der FC St.Gallen startet mit einem begeisternden 2:1-Sieg gegen den FC Basel in die neue Saison. Vor restlos ausverkauftem Haus sorgen Lukas Görtler und Willem Geubbels für die Treffer, die den kybunpark beben lassen.

Söll emol cho: Noch vor dem Anpfiff setzt der Espenblock mit einer Weltklasse-Choreo ein Ausrufezeichen: Ein kunstvoller Liebesbrief an den TV-Kultklassiker Teleboy! Die Espen lassen sich davon inspirieren und tun genau das. Sie kommen. Sie spielen. Sie siegen.
Spielverlauf: Die erste Halbzeit? Eine Mischung aus Powerplay und Pech. Vandermersch trifft nur die Latte und Basels Goalie Marwin Hitz zeigt zwei «Big-Safes». Statt der verdienten Führung gibts dann den Nackenschlag. In der 40. Minute geht der FCB nach einem Eigentor von Lukas Görtler in Führung. Der Captain gleicht in der 56. Minute für die Espen aber auch wieder aus, indem er den Ball im Anschluss an eine Ecke über die Linie würgt. Der kybunpark explodiert ein erstes Mal. Das Spiel ist wieder offen. Die Spielentscheidung folgt in der 75. Minute: Baldé flankt zur Mitte, wo Geubbels richtig steht und den Ball per Kopf am machtlosen Hitz vorbei in die Maschen setzt. HEIMSIEG!
Schiedsrichter: Urs Schnyder leitete die Partie insgesamt solide. Aber: Viele dieser nervigen 50:50-Entscheidungen gehen pro Basel aus – und das sorgt im Stadion für Unmut. Alles aber ohne spielverzerrende Auswirkung.

Gegner: Der Meister und Cupsieger aus der letzten Saison macht eine gute Partie und erspielt sich etliche Torchancen, die er allerdings nicht verwerten kann. Magnin hadert damit an der Medienkonferenz nach dem Spiel. Auch Shaqiri hadert. Allerdings schon auf dem Platz. Er reibt sich im starken St.Galler Mittelfeld an Neziri, Görtler und Boukhalfa so sehr auf, dass er zusehends genervter wirkt und an Einfluss aufs Spiel verliert.
Fazit: Das ist kein glatter Sieg. Das ist ein Sieg mit Charakter. Comeback-Qualitäten, Leidenschaft, Intensität, ein Team, das vieles richtig und ein Publikum, das den Unterschied macht. All das gibt Hoffnung auf eine Saison, die besser verlaufen könnte, als die vergangene.

FCSG - FCB 2:1 (0:1)
Kybunpark, 19’555 Fans
Tore: 40' (Eig) Görtler 0:1, 56' Görtler 1:1, 75' Geubbels 2:1,
FCSG: Watkowiak; Gaal, Stanic, May; Vandermersch (64' Owusu), Görtler (74' Stevanovic), Neziri, Bohkhalfa, Okoroji; Vogt (64' Baldé), Geubbels (83. Konietzke).
FCB: Hitz; Tsunemoto (80' Kade), Adjetey, Vouilloz, Schmid; Koindredi (62' Metinho), Leroy (86' Soticek); Traoré, Shaqiri, Otele (86' Zé); Ajeti (62' Carlos).
Ref: Schnyder; Zürcher, Zürcher.

Einzelkritik
Watkowiak: Starke Leistung! Hält alles, was es zu halten gibt. Wirkt präsent in der Luft und überzeugt mit präzisen weiten Bällen. Ersetzt Zigi so souverän, dass man den Stammkeeper zu keinem Zeitpunkt vermisst.
Gaal: Er ist Teil einer Dreierkette, die hinten sehr stabil steht. Defensiv solide, gewinnt er die Mehrheit seiner Zweikämpfe. Im Spiel nach vorne fehlt noch etwas Präzision, aber als Abwehrspieler hinterlässt er einen abgeklärten Eindruck.
Stanic: Führt diese erfolgreiche Defensive im Zentrum an. Agiert intensiv, aufmerksam und mit viel Verbindung zu Team und Publikum.
May: Knüpft genau da an, wo er in der letzten Saison aufgehört hat. Konzentriert, ruhig, abgeklärt – ein verlässlicher Fixpunkt in der hintersten Linie.
Neziri: Mit einer fast schon meisterhaften Vorstellung im defensiven Mittelfeld. Nimmt Shaqiri praktisch komplett aus dem Spiel, läuft viel, denkt mit und spielt mit einer Selbstverständlichkeit, die beeindruckt. Chapeau!

Vandermersch: Muss früh ordentlich einstecken, als Leroy ihn rüde abräumt. Bleibt liegen, rappelt sich aber auf und fightet weiter. Kein spektakulärer Auftritt, aber ein aufopferungsvoller. Zeigt Charakter.
Boukhalfa: Hat eine schwierige erste Halbzeit, kommt aber wie ausgewechselt aus der Kabine. Mehr Tempo, bessere Entscheidungen, mehr Präsenz. Ein gelungenes Debüt mit viel Potenzial für die kommenden Wochen.
Görtler: Der Captain machts wieder mal auf seine Art. Erst das unglückliche Eigentor, dann der Ausgleich – sinnbildlich für seinen unbändigen Willen und seine ansteckende Überzeugung. Kämpft, pusht, dirigiert. Holt sich Gelb, foult noch einige Male mehr und wird dann ausgewechselt. Aber er hinterlässt seine Spuren – im Spiel und im Kopf seiner Gegner.
Okoroji: Deutlich verbessert im Vergleich zum Ende der letzten Saison. Wirkt spritziger, entschlossener, sucht häufiger den Weg nach vorne. Ein mutiger, unternehmungslustiger Auftritt, der Lust auf mehr macht.
Vogt: Zeigt sich bissig, spielfreudig und physisch präsent. Macht Vouilloz das Leben schwer und schafft durch sein ständiges Anlaufen Räume für die Mitspieler. Ein starker, wuchtiger Auftritt.
Geubbels: Zwingt Hitz zu mehreren Glanzparaden – und macht dann das, was ein Stürmer machen muss: das Siegtor. Ein perfekter Abend, an dem keine Fragen offen bleiben.

Baldé: Kommt und liefert sofort. Schlägt die Flanke zum 2:1 und fällt auch sonst auf. Technisch stark, spritzig, taktisch clever. Ein Ausrufezeichen zum Einstand.
Owusu: Bringt nach seiner Einwechslung ordentlich Schwung über rechts. Mutig, mit vielen Balleroberungen, dribbelstark, spielfreudig – sein Debüt in der ersten Mannschaft ist definitiv geglückt.
Stevanovic, Konietzke: Kommen spät, aber fügen sich sofort ein und helfen mit, den knappen Vorsprung über die Zeit zu bringen. Solide und fokussiert in der Schlussphase.
Stimmen zum Spiel


Bild: Cyriac Schnyder
Ton: Ralph Weibel
Text: Marc Baumeler






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