Den Sieg eingewechselt
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Den Sieg eingewechselt

Der FC St.Gallen gewinnt gegen den FC Zürich ein Spiel, das nach fünf Minuten wegen unbespielbarem Terrain beinahe abgebrochen werden muss. Dank der Südkurve und eines klugen Wechsels können die Espen einen verdienten 1:0 Auswärtssieg feiern.



Aufreger: Kaum jemand hätte gedacht, dass Ende April im Stadion Letzigrund dutzende von Schneeschaufeln vorhanden sind und benutzt werden. Der spontane Einsatz der Zürcher Südkurven-Fans macht die Partie zwischen dem FCZ und dem FCSG überhaupt erst möglich. Fünf Minuten sind vorüber, als Schiedsrichter Tschudi die beiden Captains zu sich bittet und nach kurzer Rücksprache die Partie unterbricht. Auf der Neuschneedecke ist an ein reguläres Fussballspiel wirklich nicht zu denken. Eine halbe Stunde später ist der Schnee weg und Tschudi pfeift wieder an. Im Stadionbauch hat kaum mehr jemand daran geglaubt. Einzelne hatten die Fussballschuhe bereits ausgezogen. Die erste Halbzeit ist entsprechend dann auch kein Leckerbissen. Zürich ist besser und hat die grösste Chance. Zigi macht sie zunichte! Nach der Pause starten die Espen leicht verbessert. Zürich hat in der zweiten Hälfte keine einzige Tormöglichkeiten mehr. Entscheidend ist Peter Zeidlers Eingriff in der 61. Minute. Er stellt das System von einem 4-4-2 auf ein 4-3-3 um und bringt mit von Moos, Stevanovic und Milosevic so viel Qualität, Form und Überzeugung auf den Platz, dass sich alle Espen steigern. Es spielt nur noch St.Gallen und weil Geubbels zehn Minuten vor Schluss eine stark getretene Freistossflanke von Quintillà im Tor unterbringt, heisst der verdiente Sieger zum Schluss FCSG 1879. Ein wichtiger Auswärtserfolg gegen einen direkten Konkurrenten um einen Europacup-Platz.


Makel: ln der ersten Halbzeit läuft nicht alles nach Plan. Der FCZ hat vor allem im Mittelfeld ein Übergewicht und kann sich dadurch einige Chancen erspielen.



Schiedsrichter: Lionel Tschudi hat die Partie im Griff und leitet das Spiel ohne grossen Schnitzer. In den wichtigen Momenten entscheidet er richtig, auch wenn er den Espen dreimal einen Vorteil abpfeift.


Werbung in eigener Sache: Das machen die Zürcher Fans. Ihr Sektor, die Südkurve ist gesperrt. Ans Spiel kommen sie trotzdem. Und zwar via Protestmarsch vom Hauptbahnhof in den Letzigrund. Laut Mitteilung des Clubs sei dieser friedlich und ohne Zwischenfälle verlaufen. Für die schnellste Schneeschaufelaktion in der Geschichte des Schweizer Fussballs gebührt ihnen ein grosses Dankeschön.



alles Gute: Getrübt wird der St.Galler Auswärtserfolg von der schweren Verletzung Musa Nuhus. Er riss sich vergangene Woche das Kreuzband und wurde in der Zwischenzeit erfolgreich operiert. Befände er sich in einem normalen Fussballclub, hätte er jetzt mit seinem im Sommer auslaufenden Vertrag ein noch grösseres Problem. Nicht so beim FCSG. «Wir lassen ihn nicht hängen», erklärt Matthias Hüppi auf Nachfrage in der Mixed Zone des Letzigrunds.




FC Zürich – FCSG 1879 0:1 (0:0)

Letzigrund – 16'115 Zuschauer – SR Lionel Tschudi (VAR Lukas Fähndrich).


Tor: 79. Geubbels (Quintillà) 0:1.


Zürich: Brecher; Kamberi, Katic, Daprela, Dante (59. Conceição); Conde, Mathew (84. Ligue); Boranijasevic (74. Rohner), Krasniqi, Okita; Marchesano (84. Afriyie).


St.Gallen: Zigi; Zanotti, Stanic, Diaby, Okoroji; Görtler (Cap.), Quintillà, Toma (61. Stevanovic); Ruiz (61. von Moos); Geubbels (85. Karlen), Akolo (61. Milosevic).


Verwarnungen: 66. Okita (Foul), 83. Rohner (Foul), 89. Görtler (Foul).


Bemerkungen: Zürich ohne Santini, M. Reichmuth (beide verletzt), Omerovic, Guerrero, Di Giusto, Guzzo, Hodza, Sabobo, Tsawa, N. Reichmuth (alle nicht im Aufgebot). St.Gallen mit Watkowiak, Janitzek, Sutter, von Moos, Karlen, Konietzke, Stevanovic, Milosevic (Ersatzbank) und ohne Vallci, Witzig, Schmidt (alle gesperrt), Nuhu, Schubert, Möller, Fazliji, van der Venne (alle krank/verletzt), Dumrath, Mambimbi, Krasniqi, Lymann (alle nicht im Aufgebot). – 12. Pfostenschuss von Görtler.





Einzelkritik


Zigi: Hält die drei Punkte bereits in der ersten Halbzeit fest, als er Antonio Marchesanos Abschluss aus kurzer Distanz mirakulös um den Pfosten lenkt. Starke Leistung.




Zanotti: Egal ob es schneit, ob die Sonne scheint, ob im Strichkampf oder im Kampf um Europa. Er bleibt stabil, gewinnt Zweikämpfe, macht viel im Spiel nach vorne und tut der Mannschaft gut. Auch heute!


Stanic: Zeigt das nächste starke Spiel für «Grünweiss». Gutes Stellungsspiel, sicher in den Zweikämpfen und mit Ideen in der Spielauslösung.


Diaby: Gewinnt auch im Letzigrund wieder viele Bälle in der Luft und ersetzt Albert Vallci ohne Fehl und Tadel.


Okoroji: Er spielt für den gesperrten Schmidt hinten links, erledigt seinen Job bis zum Dreifachwechsel ordentlich und danach noch besser. Plötzlich traut er sich im Spiel nach vorne mehr zu und fällt mit einigen guten Läufen der Linie entlang auf.


Quintillà: Gehört im ersten Durchgang zum St.Galler Mittelfeld, dass den Zürchern zu viel Raum gewähren muss. Spielt aber dann in der zweiten Halbzeit die starke Flanke, die zum einzigen Treffer des Nachmittags führt und ist in der Schlussphase entscheidend daran beteiligt, dass die Espen zu keiner Sekunde mehr um die drei Punkte zittern müssen.


Görtler: Schlenzt den Ball nach einer Viertelstunde an den Pfosten. Das ist stark. Ansonsten tut er sich heute aber schwer und findet über weite Strecken nicht so richtig in die Partie. Im Interview erklärt er, weshalb es eines seiner schwierigsten Spiele war.



Toma: Ersetzt Christian Witzig, der heute eine Gelbsperre abzusitzen hat. Vergessen machen kann er ihn nicht und überlässt nach rund einer Stunde Stevanovic den Platz im linken Mittelfeld.


Ruiz: Letzte Woche gegen Yverdon gelang ihm eine absolute Traumleistung. Daran anknüpfen kann er heute nicht. Richtig gute Chancen erarbeiten sich die Espen erst, als er nicht mehr auf dem Platz steht.


Geubbels: Spielt 85 Minuten. Läuft viel, erobert Bälle, beschäftigt die Zürcher Verteidiger und trifft als einziger. Chapeau!



Akolo: Bleibt heute unauffällig, kann deshalb seine Position in der Torschützenliste nicht verbessern und geht nach 60 Minuten runter.


von Moos: Was er bei seinem heutigen Teileinsatz abliefert, ist richtig gut. Sofort sorgt er für viel Betrieb im Sturm. Behauptet Bälle, spielt seine Gegenspieler schwindlig und strahlt Gefahr aus. Hat sogar die Chance zum 2:0. Sieht seinen Schuss aber von Brecher abgewehrt. Trotzdem: So ist er für den FC St.Gallen enorm wertvoll.


Stevanovic: Mit ihm zusammen dominiert das Mittelfeld der Espen die Zürcher nach Belieben. Was für Julian von Moos gilt, zählt auch für ihn.


Milosevic: Auch er ist Teil des Dreifachwechsels, der den St.Gallern in diesem Spiel so sehr hilft. Bleibt zwar mehrheitlich unauffällig, rackert aber für das Team und hilft mit, das Spiel siegreich zu gestalten.


Karlen: Kommt für die letzten fünf Minuten und auch dank ihm wird es nicht mehr gefährlich.



Stimmen zum Spiel







Bilder zum Spiel


Bild: Franz Schefer, Manuel Nagel

Ton und Text: Marc Baumeler

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