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Bitterer Abschluss einer bitteren Woche

Dem FC St.Gallen gelingt es nicht, die dritte Niederlage in Folge zu verhindern. Auch in der Swissporarena verliert Grünweiss. Das einzige Tor des Nachmittags erzielt der Luzerner Klidje.


Aufreger: Es dauert lange bis in Luzern Torgefahr entsteht. Bis in die Nachspielzeit der ersten Halbzeit, als Chadrac Akolo aus rund 16 Metern abzieht und das Gehäuse um knapp einen Meter verfehlt. Luzern hat zwar mehr vom Spiel, St.Gallen verteidigt aber hervorragend und lässt nichts anbrennen. Mit einem Punkt nachhause zu fahren, wäre in Anbetracht der aktuellen Situation in Ordnung, sagt man sich zur Pause auf der Tribüne. Auch klar ist: Wer hier das erste Tor erzielt, hat mehr als die halbe Miete. Die zweite Halbzeit beginnt mit einem Knaller. Und zwar einem an die Latte. Witzig lobt den Ball über den Luzerner Torhüter ans Gebälk. Über Umwege gelangt der Abpraller Sekunden später zu Akolo, der dann aus rund elf Metern weit übers Tor schiesst. Wenig später versucht es Jordi Quintilla aus der Distanz. Diesen Abschluss lenkt Loretz mit Müh und Not noch um den Pfosten. Es sind die mit Abstand stärksten Minuten der Espen. Und es passt zu dieser elenden Woche, die letzten Sonntag um 14:17 Uhr begonnen hatte, dass die St.Galler Druckphase jäh endet. Lukas Görtler muss in der 56. Minute frühzeitig vom Platz – schon wieder. Heute aufgrund einer Verletzung. Eine Zeigerumdrehung später wechselt Luzern Trainer Frick dreifach. Mit Meyer, Chader, Haas kippt das das Spiel. Luzern wird von Minute zu Minute stärker. St.Gallen läuft hinterher, kommt nicht mehr in die Zweikämpfe und erhält in der 71. Minute das Gegentor. Vor dem Treffer ist Chader gedankenschneller als Quintillà, Schmidt verliert Ullrich im Rücken aus den Augen und lässt die Flanke in die Mitte zu, wo Klidje aus kürzester Distanz Zigi keine Chance lässt. Mehr als die halbe Miete! Es dauert bis in die Nachspielzeit, bis der FCSG nochmals zu zwei echten Chancen kommt. Beide sind gross. Erst vergibt Akolo per Kopf und Sekunden vor dem Schlusspfiff auch Mambimbi, der aus elf Metern völlig freistehend das Leder in den Nachthimmel statt ins Netz drischt. Den muss er machen!


Makel: Die Verletzung von Lukas Görtler und die drei Einwechselspieler des FC Luzern sind zu viel. Nach der grossartigen Startphase zur zweiten Halbzeit verlieren die Espen während rund zwanzig Minuten den Faden und somit auch die Chance, etwas Zählbares mitzunehmen. Ebenfalls ungenügend ist die Chancenauswertung. So endet diese Woche gleich wie sie begonnen hat. Äusserst bitter.




Schiedsrichter: Alessandro Dudic leitet die Partie einwandfrei und zeigt eine starke Leistung. Er spricht sehr viel mit den Spielern, ist stets Herr der Lage und bleibt fehlerfrei.


Ärgernis: Dass Mannschaften, die knapp in Führung liegen, Spielunterbrüche nutzen, um Zeit verstreichen zu lassen, gehört zum Fussball. Das machen alle Teams so und bis zu einem gewissen Grad ist das auch zu akzeptieren. Dass die Balljungs dabei das Heimteam aber auch noch unterstützen, ist ein Ärgernis. Besonders wenn es so läuft wie in der Swissporarena. Da muss Zigi hinters Tor laufen und vor einem Abstoss den Ball beim Jungen abholen, oder da wirft einer absichtlich einen zweiten Ball aufs Feld, damit Schmidt seinen Einwurf nochmals verzögern muss. Fair ist anders.



FC Luzern – FCSG 1879 1:0 (0:0)

swissporarena – 12'195 Zuschauer – SR Alessandro Dudic (VAR Sandro Schärer).


Tor: 71. Klidjé (Ulrich) 1:0.


Luzern: Loretz; Jaquez, Löfgren, Simani, Ulrich; Winkler (57. Haas), Jashari (Cap.); Ottiger (68. L. Meyer), Kadak (57. M. Meyer), Okou (57. Chader); Klidjé (76. Villiger).


St.Gallen: Zigi; Zanotti, Vallci, Diaby (83. Möller), Schmidt; Görtler (Cap., 56. Konietzke), Quintillà, Witzig (66. Stevanovic); Toma (83. Mambimbi); Schubert (66. Krasniqi), Akolo.


Verwarnungen: 17. Diaby (Foul), 62. Witzig (Unsportlichkeit), 62. Jaquez (Unsportlichkeit), 68. Vallci (Foul), 86. Konietzke (Foul), 90.+4 Loretz (Zeitspiel).


Bemerkungen: Luzern ohne Beloko (gesperrt), Beka, Dorn (beide gesperrt), Ademi, Breedijk, Frydek, Heller, Gegglin, S. Meyer, Vukelic (alle nicht im Aufgebot). St.Gallen mit Watkowiak, Stanic, Janitzek, Sutter, Mambimbi, Möller, Krasniqi, Konietzke, Stevanovic (Ersatzbank) und ohne Geubbels, von Mooos, Karlen, Fazliji, van der Venne, Okoroji (alle verletzt), Dumrath, Nuhu, Lymann (alle nicht im Aufgebot).





Einzelkritik


Zigi: Hält sein Team beim Stand von 0:0 mit zwei grossartigen Reaktionen im Spiel. Beim Gegentor ist er machtlos und bleibt schuldfrei.


Zanotti: Der nächste richtig starke Auftritt des jungen Italieners. Er gewinnt Zweikämpfe, ist bissig und entfaltet viel Zug nach vorne.


Diaby: Besticht bei seinem ersten Startelfeinsatz seit seiner Verletzung mit Zweikampfstärke, Lufthoheit, gutem Stellungsspiel und viel Übersicht. Wird am kommenden Wochenende gesperrt fehlen.


Vallci: Der Beste.


Schmidt: Defensiv mit Mühe. Zum Beispiel beim Gegentor. Offensiv wird er mit zunehmender Spieldauer besser und sorgt für den einen oder anderen gefährlichen Angriff über links.


Quintillà: Auch er ist vor dem Gegentreffer zu wenig wach. Ansonsten spielt er aber eine gute Partie. Kluge Pässe, viele Balleroberungen und viel Übersicht.


Görtler: Gibt alles, bis der Muskel im Oberschenkel nach 55 Minuten «zu macht». Die Verletzung dürfte aber nicht so schlimm sein, dass er gegen Basel nicht mittun könnte. Dafür müsste die Disziplinarkommission aber erst den St.Galler Rekurs gegen die beiden Spielsperren gutheissen. Der Fall dürfte Anfangs Woche behandelt werden. Die Frage lautet, auf was werden die Verantwortlichen ihren Entscheid abstützen? Auf die offensichtliche Fehlentscheidung vom letzten Sonntag? Auf den immensen medialen Druck? Auf die skurrile Regelauslegung der Schweizer Schiedsrichter? Auf die Aussagen von Schiedsrichter Chef Wermelinger? Wird der Rekurs abgelehnt, bleiben viele Fragen offen. Wird er gutgeheissen, wird Daniel Wermelinger, je nach Begründung der Disziplinarkommission in Erklärungsnotstand geraten. Es bleibt spannend rund um den St.Galler Captain.


Witzig: Noch reicht die Kraft nach überstandener Krankheit nicht für 90 Minuten. Aber der heutige Auftritt zeigt in die richtige Richtung. Er spielt besser als gegen Servette letzten Mittwoch und in der 48. Minute gelingt ihm beinahe der Führungstreffer. Er macht in dieser Szene eigentlich alles richtig, lässt zuerst Ullrich gekonnt aussteigen, überlobt Loretz sehenswert und mit viel Gefühl – fünf Millimeter tiefer und er hätte der Held des Spiels werden können.


Toma: Kann seine Nomination auf der Position hinter den Spitzen nicht rechtfertigen. Wirkt teils fahrig, verliert viele Bälle und spielt seine Pässe oft zu ungenau.


Schubert: Zeigt eine ordentliche Leistung, bei der er von der Luzerner Verteidigung mal für mal intensiv «bearbeitet» wird. In der ersten Halbzeit erhält er einen Ellbogen von Simani ins Gesicht, in der zweiten die Hand von Jaquez an den Hals.


Akolo: Kommt zu guten Chancen, die er allerdings nicht nutzen kann. Am Ende des Tages wird ein Stürmer daran gemessen.


Konietzke: Ersetzt ab der 56. Minute Lukas Görtler. Vermag wenig Einfluss auf das Spielgeschehen zu nehmen.


Krasniqi: Spielt ab der 67. für Witzig. Hat in der Nachspielzeit eine gute Szene, als er den Ball stark ins Zentrum flankt, wo Akolo steht. Dessen Kopfball geht leider am Tor vorbei.


Stevanovic: Hatte am letzten Mittwoch einen schwierigen Abend, als er mit einem Ballverlust den zweiten Genfer Treffer einleitete und zur Pause von Peter Zeidler ausgewechselt wurde. Der Fehler scheint auch heute noch im Hinterkopf zu sein. Er spielt ebenfalls ab Minute 67 und ist zu fehlerhaft.


Mambimbi, Möller: Kommen in der 83. Minute aufs Feld, als Peter Zeidler «all in» geht. Möller kann nichts bewirken, Mambimbi hat den Ausgleich auf dem Fuss. Er vergibt letztlich kläglich.



Stimmen zum Spiel:





Bilder zum Spiel

Bilder: Franz Schefer, Manuel Nagel

Ton, Text: Marc Baumeler

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