Der FC St.Gallen fährt heute Abend nach Bern, wo es morgen ab 18:00 Uhr zum Duell mit YB kommt. Die Vorfreude und die Zuversicht waren selten so gross wie jetzt.
Die Ausgangslage: Erster gegen dritter, YB gegen FCSG, ein Spitzenspiel, ein Duell auf Augenhöhe, eine grosse Partie. Das sind die Attribute der morgigen Begegnung zwischen Gelbschwarz und Grünweiss. 18 Jahre ist es her, seit die Espen letztmals in Bern gewinnen konnten. St.Gallen hat bis jetzt eine sehr gute Vorrunde absolviert, hat bereits 30 Punkte auf dem Konto und strahlt nach dem souveränen Sieg gegen Yverdon viel Überzeugung aus. Es wird schwierig, es braucht eine überragende Leistung und das nötige Wettkampfglück, um auswärts gegen den Meister zu punkten. Unmöglich scheint es nicht. Auf ins Wankdorf!
Der Gegner: Die Young Boys sind auch in dieser Saison Titelfavorit Nummer eins. Ihre individiuelle Klasse ist unbestritten und doch scheinen sie nicht so überlegen wie auch schon. Das hängt vielleicht auch damit zusammen, dass rund um den Club einige Diskussionen geführt werden, die man sich in den vergangenen Jahren nicht gewohnt war. Obwohl das Team von Raphael Wicki erfolgreich spielt, gibt es da und dort Kritik. Zu wenig dominant, zu wenig effizient und zu unkonzentriert spiele es, kann man in Bern hören und lesen. Der Vertrag mit dem Cheftrainer läuft Ende Saison aus. Viele fragen sich, weshalb er noch nicht verlängert wurde. Eine weitere Diskussion betrifft die Torhüter Racioppi und von Ballmoos. Wicki hat sich nach der Rückkehr von David von Ballmos, der vor seiner langwierigen Verletzung unbestrittener Stammgoalie war, nicht auf eine Nummer eins festgelegt. Nach teils schwierigen Auftritten von Racioppi stand am Mittwoch von Ballmoos im Tor gegen Stade Lausanne Ouchy. Auch wenn die Berner bis jetzt alle Saisonziele erreicht haben und grundsätzlich erfolgreich sind, war es schon ruhiger rund um den BSC YB.
Die Espen: Der Sieg am vergangenen Mittwochabend hinterlässt gute Gefühle. Wenn letzte Saison solche «Muss-Siege» vor der Tür standen, wackelten oft die Füsse und es gab eine Enttäuschung. Man erinnere sich an Winterthur. Davon ist die Ausgabe 23/24 meilenweit entfernt. Yverdon-Sport wurde von A bis Z dominiert. Augenfällig ist aktuell die Form der Stürmer. Akolo und Geubbels haben in den vergangenen vier Spielen 10 Tore erzielt. Sie sind bestens eingebunden ins Spiel und strotzen vor Selbstvertrauen. Bei Spielen im Wankdorf ist die Athletik, die Kraft, die Wucht ein zentrales Thema. Im Mittelfeld müssen die Zweikämpfe angenommen und gewonnen werden. Gegen Spieler wie Ugrinic oder Niasse eine besondere Herausforderung. YB erzielt die Tore mehrheitlich über die Aussenseiten. Garcias oder Blums Flanken werden von Nsame oder Ganvoula weiterverarbeitet. Hier gilt es Gegenrezepte zu finden. Im Hinspiel beim 2:1 – Sieg war Diaby einer der Besten. Er gewann praktisch alle Zweikämpfe und vor allem: alle Luftduelle. Ob Peter Zeidler seine Kraft nutzen will? Roter Stern Belgrad, Servette und SLO. Alle sahen sie gut aus im Wankdorf, alle hatten sie zahlreiche Torgelegenheiten. Alle hätten sie gewinnen können. Keiner tat es. Will sich St.Gallen Punkte schnappen, müssen sie genau das besser machen.
Die Prognose: Trotz Vorfreude, trotz Selbstvertrauen, trotz YBs Diskussionen. Die Berner sind morgen Favorit. Wir tippen auf eine St.Galler Niederlage. In der Hoffnung falsch zu liegen wie schon so oft. 😉
Bilder: Franz Schefer
Text: Marc Baumeler, James Wehrli
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