Nach dem Unentschieden gegen die Grasshoppers empfängt der FC St.Gallen unter der Woche den Tabellenleader aus Bern. Eine Partie, in der die Espen als Aussenseiter antreten und die seit Jahren für Spektakel, für bittere, grossartige und niemals langweilige Geschichten steht.
Die Ausgangslage
Seit gestern Sonntagabend stehen die Berner Young Boys wieder dort, wo sie aufgrund ihres Rendements hingehören und wo sie sich vor allem selbst sehen: an der Spitze der Super League. St.Gallen trifft am Mittwoch im heimischen Stadion auf den Meister und Tabellenführer. YB hat Basel längst als stärkstes Schweizer Team abgelöst und geht logischerweise als Favorit in dieses Duell. Das weiss natürlich auch Peter Zeidler. Nach dem Remis gegen GC strahlte er aber im Medienraum des Letzigrunds Zuversicht aus. Er sei sehr froh, habe man diesen einen Punkt aus dem Letzigrund entführen können. Eine Niederlage hätte geschmerzt und zu viele negative Gedanken aufkommen lassen. Dass man aber zur Pause die Nerven behalten habe, in Halbzeit zwei zurückgekommen sei und das wichtige Tor erzielt habe, sei vor allem für das Selbstverständnis wichtig und sorge für eine optimistische Atmosphäre, so der St.Galler Cheftrainer. Diese Sicht der Dinge wirkt ansteckend. Der Ärger über den verpassten Sieg ist schnell der Vorfreude auf das nächste Heimspiel gewichen.
Der Gegner
Der Start in die neue Saison ist dem Meister mit vier Siegen, zwei Unentschieden und keiner Niederlage resultatmässig geglückt. Dennoch wurden die Auftritte der Young Boys in Bern da und dort kritisch gesehen. Es fehle das Offensivspektakel, spielerisch überzeuge alles noch nicht wirklich, konnte man lesen und hören. Mit Christian Fassnacht und Fabian Rieder hat YB während der Transferphase zwei Teamstützen verloren. Die Neuzugänge konnten die beiden bis dato noch nicht gleichwertig ersetzen und die Innenverteidigung wurde zur Problemzone ausgerufen. Vor allem die Vertragsverlängerung mit Fabian Lustenberger wurde hinterfragt. Jener Lustenberger, der gestern eine tadellose Partie ablieferte und gegen Lugano mit einem herrlichen Weitschuss für das 4:0 verantwortlich war. Bei Lichte betrachtet, gilt es zu konstatieren: Der BSC Young Boys wurde letzte Saison mit grossem Vorsprung Schweizer Meister, sicherte sich mit dem Sieg im Cupfinal das Double, steht nach sieben gespielten Runden mit einem Spiel weniger als die Konkurrenz an der Spitze der Tabelle und vertritt die Schweiz in der Champions League. Er ist der mit Abstand beste Gegner, der in dieser Saison im kybunpark auflaufen wird.
Die Espen
Dieses GC hätte bezwungen gehört, schrieben wir in unserem Bericht nach dem Spiel am Samstagabend. Unter dem Eindruck eines Spiels auf unwürdigem Terrain, einer enttäuschenden ersten Halbzeit und einigen vergebenen, beinahe hundertprozentigen Chancen. Das ist die eine Seite der Medaille. Die andere zeigt einen FC St.Gallen, der all den widrigen Umständen trotzen konnte, der in der zweiten Halbzeit geduldig weiterspielte, der sich dem Zürcher Tor mit zunehmender Spieldauer immer mehr annäherte und der durch Betim Fazliji das lang ersehnte Ausgleichstor doch noch erzielen konnte. Fünfmal gerieten die Espen in dieser Saison bereits in Rückstand. Verloren haben sie aber lediglich in Lugano. Auch dort keinesfalls zwingend und nur mit 0:1. St.Gallen ist widerstandsfähig, wirkt mental stärker als in der letzten Saison (die beiden Cupspiele ausgeklammert) und steht mit Platz vier dort, wo es hinwill: in die Championship Group und dann auf einen Platz, der zur Teilnahme an einem Europäischen Wettbewerb berechtigt. Als Fan ist man hin- und hergerissen. Drei Heimspiele. Drei Heimsiege. Auswärts nur einmal verloren und dreimal gepunktet. Im Cup aber gegen Delémont ausgeschieden. Im Mittelfeld mit Fazliji und Witzig Spieler, die überzeugen und begeistern. Im Sturm mit Julian von Moos einen unermüdlichen Fighter, der Tore wie am Samstag grossartig vorbereitet; aber auch einen Akolo und einen Geubbels, die bisher einzig ihr Potential andeuteten. Mit Lukas Görtler, dem verletzten Captain fehlt einer, der besonders in grossen Spielen essenziell ist. Es ist gut, kommt YB und mit ihm ein Gradmesser. Da ist sie also wieder: die Vorfreude!
Der kybunpark
Auch im St.Galler Stadion gibt es einiges, worauf man sich freuen kann. Während der Länderspielpause wurde emsig gearbeitet im kybunpark. Zwei neue Screens, eine neue Soundanlage und viel grüne Farbe sorgen künftig für eine noch bessere Ambiance. Nationalhymnen werden ja vor dem Anpfiff keine abgespielt.
Die Prognose
Gegen YB ist vieles möglich. Strittige Schiedsrichterentscheide, wiederholte Elfmeter, schwere Verletzungen, grandiose Siege, enge Spitzenkämpfe, Werbung für den Schweizer Fussball. Das alles gab es in den letzten Jahren. Eine Niederlage würde niemanden überraschen. Ein Remis wäre als Erfolg zu werten. Ein Sieg täte richtig gut! Wir tippen auf ein 2:2. Hopp Sangalle!
Die Medienkonferenz
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