Peter Zeidler hat vor dem Spiel mehrfach die Stärke des Gegners betont. Zurecht! Aber nicht nur deswegen tun sich die Espen gegen den Leader der Promotion League schwer. Sie tragen auch selbst viel dazu bei, dass der 4:2 Sieg gegen Étoile Carouge lange auf der Kippe steht.
Aufreger: Es ist das Chaos in der gesamten St.Galler Mannschaft, das zwischen der 20. und der 45. Minute zu zwei Gegentreffern führt und an diesem frühen Samstagabend den grössten Aufreger darstellt. Das kostet Nerven – auf und neben dem Platz. Ansehnlich ist die Startviertelstunde der Espen, die folgerichtig in der 14. Minute die Führung durch Akolo bringt. Was dann folgt, ist der grosse Makel dieses Spiels (siehe unten). Die Reaktion zu Beginn der zweiten Halbzeit ist wiederum stark. Früh gelingt der Ausgleich, worauf wieder bange Momente und grünweisse Rettungsaktionen folgen. Étoile Carouge beeindruckt mit spielerischer Klasse, herausragendem Engagement, feiner Technik und grosser Motivation. Man zittert, bis Lukas Görtler gegen Ende der Partie mit zwei Treffern für Aufatmen und Erleichterung sorgt.
Makel: Es ist unerklärlich, was die St.Galler in der ersten Halbzeit nach ihrem Führungstreffer zeigen. Die Mannschaft verliert den Faden komplett, kassiert nach teils kapitalen Fehlern zwei Gegentore und geht mit einem Rückstand in die Pause. Fehlzuspiele im Aufbau, geringe Standfestigkeit in den Zweikämpfen, Hadern mit Schiedsrichterentscheiden und eine teils fragwürdige Körpersprache. So fahrig hat man den FCSG seit ganz langer Zeit nicht mehr erlebt.
Schiedsrichter: Johannes von Mandach ist ein neues Gesicht im Schweizer Spitzenfussball. Vor Wochenfrist leitete er sein erstes Spiel in der Super-League. Er hat heute einige knifflige Entscheide zu fällen. Das macht er meist korrekt und zeigt eine solide Leistung.
skurril: Unsere Reise nach Genf ist ein Spiegelbild der St.Galler Leistung. Problemloser Beginn bis Lausanne. Dort bleiben wir stecken. Eine Türe am Zug lässt sich nicht schliessen. Wir steigen auf ein Mobility-Auto um, stecken dann in dichtem Verkehr und erreichen das Stade de la Fontenette später als geplant. Nach dem Spiel fahren wir das Mietauto zurück nach Lausanne, wo der halbe Bahnhof abgesperrt ist, weil ein Sonderzug auf die YB-Fans wartet, die nach ihrem knappen 1:0 gegen Stade Lausanne Ouchy bierselig und zufrieden sind. Der Rest verläuft planmässig.
abseits: Das Stadion ist schmuck, der Kunstrasen nicht gewässert, die Stimmung auf den Rängen hitzig und das Cateringteam hinter dem Grill so, als wärs eine Drittliga-Partie am Sonntagvormittag.
Étoile Carouge FC - FC St.Gallen 1879 2:4 (2:1)
Stadion - 3'052 Fans - SR Johannes von Mandach.
Tore: 14. Akolo 0:1, 39. Simbakoli 1:1, 43. Correia 2:1, 55. Maglica (Quintillà) 2:2, 71. Görtler 2:3, 91. Görtler (Pen.) 2:4.
Étoile Carouge FC: Chappot; Gomis (64. Kapo), Correira, Chappuis, Simbakoli, Caslei, Vieira (64. Samba), Kursner, Felder, Henchoz, Rüfli.
St.Gallen: Watkowiak; Sutter, Stergiou (46. Maglica), Stillhart, Guindo; Görtler (Cap.), Quintillà, Witzig (72. Schmidt); Schneider (46. Alves); Akolo (77. Karlen), Guillemenot (72. Latte Lath).
Verwarnungen: 18. Stergiou (Foul), 37. Chappuis (Foul), 41. Guillemenot (Schwalbe), 41. Görtler (Reklamieren), 55. Rüfli (Reklamieren), 63. Stillhart (Foul), 87. Magnin (Foul).
Bemerkungen: Carouge mit Magnin, Mulliqi, Dia Mbaye, Kapo, Diallo Mamadou, Kilezi, Titie, Samba, Sestito (Ersatzbank). St.Gallen mit Zigi, Maglica, Vallci, Latte Lath, Karlen, Alves, Kräuchi, Schmidt, Cavegn (Ersatzbank). 60. Tor von Akolo wegen Abseits aberkannt. - 78. Pfostenschuss von Sutter. - 92. Gelb-rote Karte für Rüfli (Reklamieren).
Der Beste
Einzelkritik
Watkowiak: An ihm liegt es nicht, dass die Partie aufreibend und teilweise gar auf Messers Schneide steht. Im Gegenteil: In der zweiten Halbzeit verhindert er mit einem Riesenreflex eine erneute Führung des Promotion League Leaders.
Sutter: In vielen Szenen zeichnet er sich als idealer Cupspieler aus, indem er rustikale Zweikämpfe liefert. Er ist auch öfter an der gegnerischen Grundlinie. Mit Einwechselspieler Samba hat er dann den einen oder anderen unangenehmen Tanz zu bestreiten.
Stillhart: Solider und fixer Wert in der St.Galler Abwehr. Auch heute.
Stergiou: Hat wieder wacklige Momente in seinem Spiel. Verteidigt beim ersten Gegentreffer merkwürdig passiv. Wird in der Pause wie schon gegen Sion durch Maglica ersetzt. Hoffen wir, dass ihm die zwei Wochen mit der Schweizer U-21 in Marbella gut tun.
Guindo: Stabile, solide Verteidigungsarbeit. Offensiv unauffällig.
Quintilla: Im ersten Durchgang mit etlichen Fehlzuspielen in der eigenen Platzhälfte. Er ist Teil der Unruhen und Unzulänglichkeiten im St.Galler Spiel.
Görtler: Ist - wie er selbst sagt - Spiegelbild des Teamauftritts in Genf. Mit Fehlern an den Gegentoren beteiligt. Sorgt dann aber mit zwei Treffern für den richtigen Ausgang der Partie.
Witzig: Holt einige Freistösse heraus. Zeigt sich dynamisch und aktiv. Erzielt aber zu wenig Wirkung.
Schneider: Ihm gelingt leider zu wenig. Braucht noch Zeit, um der Mannschaft wirklich helfen zu können. Muss in der Pause für Alves runter.
Akolo: Der Beste
Guillemenot: Hängt sich einmal mehr voll rein, ohne dass dabei Zählbares herauskommt.
Maglica: Mit ihm kommt defensive Stabilität, Wucht und Klarheit aufs Feld. Erzielt den wichtigen Ausgleich zum 2:2 per Kopf nach Eckball Quintillàs.
Alves: Er ist schnittiger, quirliger und unbeschwerter als Schneider. Zeigt gute Skills am Ball.
Schmidt, Karlen und Latte Lath: Sie werden ebenfalls eingewechselt und helfen mit, den Sieg sicherzustellen.
Stimmen zum Spiel:
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