Der FCSG empfängt am Sonntag, 16:30 Uhr im Kybunpark Meister YB. Die Berner sind sich zähe Starts gewohnt, aber so mies wars schon lange nicht mehr. Wo die Gründe liegen und was St.Gallen daraus machen kann.
Der Gegner: Grosse Teams wie YB müssen nicht bereits zu Beginn Traumperformances liefern. Ihre Zeit kommt im Frühherbst. Dann, wenn die letzte Hürde zur Champions League ansteht. Dann, wenn es um Millionen geht. Gewinnen ist aber nie verboten und oft ist es so, dass solche Teams dennoch punkten, weil individuelle Klasse aus dem Nichts für den Unterschied sorgt. In den ersten beiden Partien – YB durfte das Servette-Spiel wegen ebendieser Quali vorziehen – war von dem nichts zu sehen. YB hatte sowohl gegen Sion, als auch gegen Servette gute Phasen. Diese waren aber zu kurz für Punkte. Für den neuen Trainer Rahmen ist das nicht ganz einfach. Einerseits muss er kurzfristig Glaubwürdigkeit und Vertrauen schaffen, anderseits soll er dafür sorgen, dass YB attraktiver spielt. Ein Kampf, der übrigens auch Wicky geführt haben soll. Die Kaderzusammensetzung lässt das aber nur bedingt zu. Dieses «wuchtig über die Flügel dampfen», mit scharfen Flanken auf die physischen Extraathleten ins Zentrum wird weiter zum Hauptrepertoire gehören. Wenn man sich durch hiesige Podcasts und den (sehr ausgedünnten) Blätterwald mäandert, ist zu vernehmen, dass im Kader Unruhe herrsche, da Spieler eher mit ihrer Karriereplanung beschäftigt seien und nicht das grosse Ganze im Visier hätten. Das dürfte bis zum Ende der Transferphase so bleiben. Auch wird ein Mangel an Persönlichkeiten im Kader ausgemacht. Lustenberger ist auch in der Kabine nicht mehr. In der Innenverteidigung haben die Berner ihr grösstes Manko. Camara und Benito fallen aus. Husics Moral dürfte im Keller sein und Rahmen wird sich den Kopf zerbrechen, wen er da nun einsetzt.
Die Espen: Der Sieg gegen Tobol Kostanay hat gutgetan. Die vier Tore geben Mumm und Zuversicht. Ebenso die Tatsache, wie das Team auf den Rückstand reagierte. Gegen zwei tiefstehende Teams hat man gesehen, dass das Team zu Chancen kommt. Zu guten Chancen. Positiv war im Gegensatz zum Winti-Match, dass sich die Einwechslungen gut einbringen konnten. Ein Boost, der heutzutage unabdingbar ist. Im Spiel der Espen ist sichtbar, dass im Training andere Spielphasen thematisiert werden. Dem Ball wird zuweilen länger Sorge getragen, der Gegner in andere, torferne Zonen gelockt. Augenfällig ist auch, wer bereits in Form ist. Bastien Toma gefiel in beiden Spielen. Er konfrontiert die gegnerische Abwehr unablässig, sucht bei der Ballmitnahmen umgehend den Weg Richtung Tor – und geht in den Abschluss. Er wurde dafür vom Trainer belohnt, in dem er auf dem Platz bleiben durfte. Er wiederum belohnte sich und sein Team mit einem Treffer. Gespannt sein darf man, wann, ob und wie Enno Maassen die Rotation startet und wie sich Milosevic und Cissé einbringen, wenn sie denn fit bzw. spielberechtigt sind.
Ausgangslage: Mit YB kommt trotz miesem Start eine andere Hausnummer in den Kybunpark, der übrigens wieder rappelvoll sein dürfte. Es gibt nun zwei Interpretationen, was die Stärke des Gegners betreffen: sie sind dermassen angefressen und hauen alles raus, weil sie die im Stolz verletzten Gesichter im Umfeld nicht mehr ertragen. Oder sie straucheln weiter, weil intern zu vieles nicht stimmt. Abwehr, Klasse, Persönlichkeit und Fokus.
Prognose: Wir glauben an die zweite Interpretation und tippen auf einen 2:0 Sieg der Espen!
Bild: Franz Schefer
Text: James Wehrli
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