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Aus der Tiefe der Müdigkeit zu drei Punkten

St.Gallen stösst nach dem Sieg in der Conference League auch in der Meisterschaft den berühmten Bock um. Es schlägt GC im Letzigrund mit 2:1 mit einer Leistung, die über 84 Minuten als souverän bezeichnet werden darf.

Aufreger: Standards bringen Punkte. Zweimal schlenzt Witzig einen Eckball perfekt in den Strafraum. Einmal steigt Diaby am zweiten Pfosten wuchtig in den Ball und trifft, einmal wird Görtler am vorderen Fünfer nur nett begleitet statt gestört. St.Gallen hat zehn Absenzen zu verkraften und ist dennoch das dominierende Team. Nach Morandis Anschlusstreffer flattern kurz etwas die Nerven – 14 Punkte hat man diese Saison nach Führung bereits verspielt – dennoch ist der Sieg hoch verdient und für alle St.Galler ein wahrer Segen.

 

skurril I: Da gewinnt man sechs Meisterschaftsspiele nicht und sammelt mit Unentschieden nur mickrige vier Punkte. Tabellarisch ist man zwischenzeitlich zwar aus den ersten Sechs rausgefallen. Nach der heutigen Runde konstatieren wir: Platz sechs und nur sechs Punkte Rückstand auf Leader Zürich. Wenn eine Liga kriecht.

skurril II: Echt jetzt? Ob er wirklich dachte, man sehe ihn nicht? Im Letzigrund. Dem luftigsten Stadion der Schweiz. Dort, wo bei GC – Spielen jeder persönlich mit Handschlag begrüsst werden könnte? Peter Zeidler sass auf der Tribüne mit einer Mütze tief ins Gesicht gezogen und einem Schal über der Nase. Er schien, als wolle er unerkannt bleiben. Einem Blue-Journalisten habe er auf Nachfrage geschrieben, er sei privat hier...

 

Makel: Ob Görtler, Csoboth, Cissé, Stevanovic oder Konieztke: St.Gallen hätte das Spiel vorzeitig entscheiden müssen. Es geht auch mal ohne das berühmte Schlusszittern.

 

Schiedsrichter: Feday San ist einer der Topschiedsrichter. Das sieht man auch heute: mit gutem Gespür und ebensolchen Augen, ruhig, entscheidungsstark, kommunikativ – wenn nötig.


GCZ – FCSG 1879 1:2 (0:1)

Letzigrund – 5'819 Zuschauer – SR Fedayi San (VAR Alessandro Dudic).


Tore: 26. Diaby (Witzig) 0:1, 60. Görtler (Witzig) 0:2, 84. Morandi (Young-Jun) 1:2.


GC: Hammel; Abels (79. Schmitz), Paskotsi, Seko, Persson; Ndenge (61. Young-Jun), Abrashi (Cap.); Bojang (46. de Carvalho), Morandi, Choinière (69. Meyer); Muci (61. Schürpf).


St.Gallen: Zigi; Vandermersch, Diaby, Vallci, Okoroji; Görtler (Cap.), Stevanovic, Konietzke; Witzig (78. Toma), Csoboth (78. Akolo); Cisse (90.+4 Vogt).


Verwarnungen: 31. Paskotsi (Foul), 63. Abrashi (Foul), 67. Görtler (Foul).


Bemerkungen: GC ohne Decarli, Abubakar, Babunski (alle verletzt). St.Gallen mit Watkowiak, Akolo, Yannick, Faber, Toma, Ruiz, Vogt, Probst (Ersatzbank) und ohne Nuhu, Stanic, Ambrosius, Quintillà, Geubbels, Karlen, Mambimbi, Fazliji, Dumrath, Milosevic (alle verletzt). – 35. Schuss von Cisse an die Latte.



Einzelkritik

 

Zigi: War lange Zeit beschäftigungs-, beim 1:2 dann chancenlos. Und dann packt er in der Nachspielzeit gegen Morandis Freistoss noch die entscheidende Parade aus.

 

Vandermersch: Unauffällige, aber solide Partie. Konzentriert sich vornehmlich auf die defensiven Aufgaben.

 

Vallci: Stabile Leistung der Abwehrchefs. Hat zusammen mit Diaby Lufthoheit in der Innenverteidigung und ist in seinen Auslösungen sicher. Beim Gegentreffer müsste er Okoroji konsequenter absichern.

 

Diaby: Herrlicher Kopfball zur Führung und somit erster Treffer für die Espen. Spielt deutlich sicherer als gegen Larne.

 

Okoroji: Starke Partie, weil er ausser beim 1:2 knackig verteidigt, meist schneller am Ball ist als sein Gegenspieler und sich gegen vorne aktiv zeigt mit leidenschaftlichen Rushes.

Witzig: Ecke zur Führung, top Chance zum 2:0, Ecke zum zweiten Treffer. Seit seiner Einwechslung in Belfast scheinbar mit neuer Lust Fussball zu spielen. Ist belebend, schnell und vif. Diesen Witzig braucht St.Gallen.

 

Stevanovic: Starker Auftritt. Gewinnt im Zentrum die wichtigsten Zweikämpfe, ist anspielbar und Knotenpunkt im St.Galler Spiel. Mit der grossen Chance zum 2:0 vor der Pause.

 

Görtler: Spielt gross auf. Sprüht vor Energie, spielt, als wären die letzten zwei Wochen keine Anstrengungen gewesen. Zwei Topchancen in der ersten Halbzeit und dann macht er noch das 2:0. Nach der vierten Gelben Karte wird er gegen Yverdon gesperrt fehlen. Schade.

Konietzke: Spielt eine stabile Partie. Ist bissig, arbeitet defensiv gut mit seinen Mitspielern zusammen. Er legt auch weite Wege in die Ecken zurück, um Flankenbälle zu blockieren. In der Nachspielzeit erarbeitet er sich eine tolle Chance zur Siegessicherung. Spielpraxis auf diesem Niveau dürfte ihn vorwärtsbringen.

 

Cissé: Ist unermüdlich unterwegs und verrichtet wertvolle Störarbeit für sein Team. In Ballaktionen wünscht man sich mehr Selbstvertrauen.

 

Csoboth: Hat einen lebendigen, wirbligen Start. In zwei, drei Szenen hat er das Pech, dass er in aussichtsreichen Abschlusspositionen übersehen wird (Görtler, Cissé). Und genau das sollte angestrebt werden: Csoboth in Abschlussposition. Da hat er bewiesen, dass ihm Ruhe und Idee zur Verfügung stehen.

 

Akolos und Tomas Spielzeit ist zu kurz für eine Bewertung.

 

Alessandro Vogt feiert sein Profidebut. Gratulation dazu!




Stimmen zum Spiel



Bild: Franz Schefer

Ton: Ralph Weibel

Text: James Wehrli

Redaktion: Marc Baumeler

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